Kontraste

Seit heute gibt es ein neues Blog bei der Süddeutschen Zeitung: Die Schaltzentrale. Wie so viele Seiten im Web, ist die Schrift in blassem hellgrau gehalten. Warum, frage ich mich.

Frägt man nach, dann kommt immer wieder die gleiche Antwort: „Der Text wird normalerweise am Monitor gelesen, der aber leuchtet, anders als Papier. Daher ist es für die Augen angenehmer, wenn der Kontrast zwischen Text und Hintergrund geringer ist.“ Klingt erstmal einleuchtend. Aber stimmt das auch?

Ein modernes LCD, das auf maximale Helligkeit eingestellt ist, bringt es auf etwa 500 cd/m². Wer in einem spärlich beleuteten Raum vor so einem Monitor sitzt, dem brennt es (gefühlt) die Buchstaben auf die Netzhaut. Im selben Raum „leuchtet“ ein Blatt Papier mit ca. 100 cd/m². Das Argument stimmt also – für spärlich beleuchtete Räume.

Im Sommer, kurz nach Sonnenaufgang, ist es draußen schon heller. Etwa doppelt so hell. Das Papier kommt dann schon auf 200 cd/m². Eine halbe Stunde nach Sonnenaufgang erreicht das Papier dann etwa 1000 cd/m², ist also doppelt so hell, wie ein heller Monitor. Ups. Müsste man jetzt nicht die Schrift in der Zeitung mit weniger Kontrast drucken? Hellgrau zum Beispiel?

Liebe Webdesigner: 500 cd/m² sind nichts. Gar nichts. Das Problem ist lediglich, dass viele Leute ihre Monitore zu hell bzw. ihre Räume zu dunkel haben. Das ist der zu hohe Kontrast. Und gegen den kann man auch mit weißer Schrift auf weißem Grund nix unternehmen. Da müssen die Leser aufstehen und den Vorhang öffnen. Das schmerzt. In den viel zu wenig bewegten Beinen, wie in den Augen. Aber der Schmerz geht vorüber. Und dann kann man auch im Internet Dinge schwarz auf weiß lesen.